Für mein letztes Wochenende in Medellín nahm ich mir die Fahrt in den Parque Arví vor, wo ich mit Hannah (einer Freundin aus der Spanischschule) ein bisschen wandern wollte.
Der Parque Arví ist ein 16’000 Hektaren grosses Naturreservat, das zu einem grossen Teil aus natürlichem Wald besteht und wegen seiner Pflanzenvielfalt, Schmetterlinge und Wanderwege ein beliebtes Ausflugsziel ist. Bereits die Fahrt mit den zwei aufeinanderfolgenden Seilbahnen ist für sich allein schon einen Ausflug wert, denn die Aussicht über Medellín ist einfach atemberaubend.
Angekommen am Parkeingang gönnen Hannah und ich uns auf dem Bauernmarkt ein zweites Frühstück mit Kaffee und Bananenkuchen und erkundigen uns dann, wo wir denn hier loswandern können. Die nette Auskunftsdame erklärt uns auf Englisch und Spanisch, dass wir ein Shuttle nehmen müssen, um zu dem Ort zu gelangen, von wo aus alle Wanderwege ausgehen. Gesagt, getan. Als wir dann aber fast 15 Minuten zusammen mit Familien und aufgedrehten Kindern durch den Wald fahren, kommen bei mir nach und nach Zweifel auf, ob wir auch wirklich an den richtigen Ort gebracht werden. Und tatsächlich: Wir landen vor dem Eingang eines Freizeitparks. Das ist überhaupt nicht in unserem Sinn, also fragen wir die Angestellte am Ticketschalter, ob wir einfach den Shuttle zurück zum Parkeingang nehmen können. „Nein, den Shuttle könnt ihr nur nehmen, wenn ihr ein Eintrittsarmband zum Freizeitpark habt.“ – „Wir wollen aber gar nicht in den Freizeitpark, wir möchten nur ein bisschen wandern…“ – „Der Shuttle ist nur für FreizeitparkbesucherInnen, da könnt ihr nur mitfahren, wenn ihr ein Eintrittsticket kauft. Aber ihr könnt zu Fuss zurückgehen.“ Sichtlich genervt aber wegen unseren beschränkten Spanischkenntnissen unfähig weiter zu diskutieren machen wir uns halt zu Fuss auf den Weg zurück zu unserem Ausgangspunkt. Der Weg stellt sich glücklicherweise als ziemlich angenehm heraus und wir entscheiden, diesen Umweg einfach bereits zu unserer Wanderung dazuzuzählen.
Zurück an unserem Ausgangspunkt suchen wir noch einmal den Informationsschalter auf und fragen nach einer Wanderkarte, damit wir endlich richtig loswandern können. Angeblich gibt es das aber nicht und man kann ausschliesslich mit einer geführten Tour in den Park. Na gut, dann buchen wir halt die Flora-Tour, die bald startet und rund zweieinhalb Stunden dauert. Die Tour ist zwar eher ein Spaziergang als eine Wanderung, aber wenigstens lernen wir etwas über die vielfältige Flora des Parque Arví.
Als wir aber am Ende der Tour auf eine Gruppe Leute aus unserer Spanischschule treffen, die – auf Anraten des Informationsschalterbeamten! – dieselbe Runde auf eigene Faust gemacht haben, kommen wir uns endgültig verarscht vor. Der Parque Arví wollte uns wohl einfach nicht wandern lassen. Dafür wissen wir mehr über die Pflanzen als die anderen! 🙂